Was hat die stärkste Marke der Schweiz berühmt gemacht?

Ein Marketing-Genie und Werbe-Meilensteine

Portrait Peter Brönnimann Werber

Ideen sind ein ent­schei­den­der Erfolgs­fak­tor für Unter­neh­men. Wie sehr, zeigt ein­drück­lich die Geschich­te der stärks­ten Mar­ke der Schweiz, Rolex. Ihr Grün­der Hans Wils­dorf setz­te vor knapp 100 Jah­ren gleich rei­hen­wei­se Mei­len­stei­ne – in Mar­ke­ting und Wer­bung genau­so wie bei Produkt-Innovationen.

Die Erfin­dung der was­ser­dich­ten Uhr

1926 gelingt Wils­dorf, was zuvor als unmög­lich galt: Die ers­te was­ser­dich­te Arm­band­uhr der Welt, die Rolex Oys­ter. Eben­so spek­ta­ku­lär wie die Inno­va­ti­on sind die Mar­ke­ting- und Werbe-Massnahmen.

Die Erfin­dung der Markenbotschafter

Wie bewirbt man die ers­te was­ser­dich­te Uhr der Welt? Auf eine glaub­wür­di­ge Art? Indem man es nicht behaup­tet, son­dern beweist. Und so enga­giert Wils­dorf die bri­ti­sche Schwim­me­rin Mer­ce­des Gleitze.

Ende Okto­ber 1927 star­tet sie – aus­ge­rüs­tet mit einer Rolex Oys­ter – um rund 33 Kilo­me­ter über den Ärmel­ka­nal zu schwim­men. 33 Kilometer!

Das Was­ser ist 12 bis 15 Grad kalt.

Nach über 10 Stun­den gibt Mer­ce­des Gleit­ze erschöpft auf. Aber ihre Uhr läuft immer noch genau­so zuver­läs­sig wie davor. Damals eine Sensation.

Wer­be­knal­ler auf der Frontseite

Und wie eine Sen­sa­ti­on behan­delt Wils­dorf die­se Nach­richt: Er schal­tet im Novem­ber 1927 auf der Front­sei­te des Dai­ly Mail eine ganz­sei­ti­ge Anzei­ge mit Mer­ce­des Gleit­ze: «The Grea­test Tri­umph in Watch-making: The Won­der Watch that Defies the Elements.»

Mit der Pro­dukt-Inno­va­ti­on, der spek­ta­ku­lä­ren Wer­be-Akti­on und dem Wer­be-Coup auf der Front­sei­te explo­diert der Bekannt­heits­grad von Rolex. Die Geschich­te der Uhr, die den Ärmel­ka­nal über­stand, geht um die Welt.

Doch nicht genug.

Drän­gen vor Schau­fens­tern wegen der Werbung

Auch für die Schau­fens­ter von Uhren­ge­schäf­ten hat Hans Wils­dorf eine erstaun­li­che Idee: Er lässt mit Was­ser gefüll­te Fisch­glä­ser in die Schau­fens­ter stel­len. Dar­in schwimmt neben Gold­fi­schen die Rolex Oys­ter und läuft und läuft. Für die Men­schen damals eine Sen­sa­ti­on. Bei Bey­er Uhren an der Zür­cher Bahn­hofstras­se war der Andrang vor den Schau­fens­tern so gross, dass die Poli­zei ein­schrei­ten musste.

Die Uhren­bran­che heu­te: Eine Kopierbranche?

Die Geschich­te der Rolex Oys­ter und ihrer genia­len Ver­mark­tung damals zeigt, wie sehr aus­ser­ge­wöhn­li­che Ideen Mar­ken, Men­schen  und Unter­neh­men bewe­gen können.

Sie zeigt aber auch, wie inno­va­ti­ons­frei vie­le Uhren-Mar­ke­ting­ab­tei­lun­gen heut­zu­ta­ge sind. Sie kopie­ren ein Kon­zept, das vor fast 100 Jah­ren entstand.

Dabei geht oft ver­ges­sen, war­um die ers­te Mar­ken­bot­schaf­te­rin der Welt über­haupt ein­ge­setzt wur­de: Nicht weil sie berühmt war, son­dern weil nur sie die Leis­tungs­fä­hig­keit der was­ser­dich­ten Uhr auf­se­hen­er­re­gend und doch glaub­wür­dig bewei­sen konnte.

Ande­rer­seits ist es ein wei­te­rer Beweis für die Genia­li­tät von Hans Wils­dorf, dass sei­ne Mar­ke­ting-Idee selbst 100 Jah­re spä­ter noch zig­fach kopiert wird.