Die Geschichte der ersten Automobilkampagne
Im Januar 1886 meldete Carl Benz ein «Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb» zum Patent an, ein halbes Jahr später berichteten Zeitungen über die erste Ausfahrt des dreirädrigen Benz-Patent-Motorwagens. Und alsbald schrieb Benz (einen Werbeleiter hatte er wohl noch nicht) die erste Anzeige fürs erste Automobil: «Neu! Praktisch! Immer sogleich betriebsfähig! Bequem und absolut gefahrlos!»

Die Sicherheit war aus gutem Grund ein Thema: Bereits damals hatten Menschen Angst vor neuen Technologien. Rund 50 Jahre zuvor galt die Erfindung der Dampflokomotive für viele Menschen als Teufelswerk. Manche Ärzte sagten Passagieren Gehirnkrankheiten voraus, andere behaupteten, durch den Fahrtwind würde man sich Lungenentzündungen holen, die Rauchwolken der Loks würden Vögel töten, und Kühe in der Nähe keine Milch mehr geben.
Als gefahrlos konnte das erste Automobil auch deshalb bezeichnet werden, weil Unfälle tatsächlich kaum möglich waren: Der Wagen hatte weniger Pferdestärken als ein Pferd (0.75 PS) und fuhr etwa 12 km/h. Als grösste Gefahr bei den ersten Autos entpuppte sich später das Rauchen der Besitzer beim Befüllen der Tanks.
Benz bewarb das Auto im Text als «vollständigen Ersatz für Wagen mit Pferden». Es «erspart den Kutscher, die theure Ausstattung, Wartung und Unterhaltung der Pferde.»
Doch obwohl der Patent-Motorwagen über die Grenzen Deutschlands bekannt wurde, blieben die reichen Käufer zunächst skeptisch und bei ihren Pferdekutschen. Selbst Kaiser Wilhelm II. soll gesagt haben, er glaube an das Pferd, das Auto sei nur eine vorübergehende Erscheinung.
Erfolg dank historischer Aktion von Bertha Benz
Zum Erfolg des Automobils trug weniger die «klassische Werbemassnahme» Inserat bei, als eine kühne Aktion, die zwei Jahre später Bertha Benz durchführte. Sie wollte der Welt beweisen, was das Automobil ihres Mannes konnte und unternahm ohne sein Wissen die erste Fernfahrt der Geschichte: 106 km über holprige Feldwege von Mannheim nach Pforzheim. Dabei ging ihr immer wieder der Treibstoff aus, die Ventile verstopften und die Kabel scheuerten durch. Doch Bertha Benz fand für alles eine Lösung, benutzte Strumpfbänder, Hutnadel, besorgte sich Ligroin, das in Apotheken als Reinigungsmittel verkauft wurde, und benutze es als Treibstoff. Tankstellen gab’s ja noch nicht.
Ihre 100-Kilometer-Fahrt trug wesentlich dazu bei, die damaligen Vorbehalte gegen das Automobil zu zerstreuen.
Vor ein paar Jahren würdigte Mercedes-Benz ihre Pioniertat mit einem grossartigen Film. (Agentur Antoni, Regie Sebastian Strasser). Der 4‑minütige Clip ist wirklich sehenswert.