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«Absolut gefahrlos»

Die erste Auto-Reklame ist noch heute eine Werbe-Lektion

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Peter Brönnimann

Die Geschich­te der ers­ten Automobilkampagne


Im Janu­ar 1886 mel­de­te Carl Benz ein «Fahr­zeug mit Gas­mo­to­ren­be­trieb» zum Patent an, ein hal­bes Jahr spä­ter berich­te­ten Zei­tun­gen über die ers­te Aus­fahrt des drei­räd­ri­gen Benz-Patent-Motor­wa­gens. Und als­bald schrieb Benz (einen Wer­be­lei­ter hat­te er wohl noch nicht) die ers­te Anzei­ge fürs ers­te Auto­mo­bil: «Neu! Prak­tisch! Immer sogleich betriebs­fä­hig! Bequem und abso­lut gefahrlos!»

Die ers­te Anzei­ge fürs ers­te Automobil.

Die Sicher­heit war aus gutem Grund ein The­ma: Bereits damals hat­ten Men­schen Angst vor neu­en Tech­no­lo­gien. Rund 50 Jah­re zuvor galt die Erfin­dung der Dampf­lo­ko­mo­ti­ve für vie­le Men­schen als Teu­fels­werk. Man­che Ärz­te sag­ten Pas­sa­gie­ren Gehirn­krank­hei­ten vor­aus, ande­re behaup­te­ten, durch den Fahrt­wind wür­de man sich Lun­gen­ent­zün­dun­gen holen, die Rauch­wol­ken der Loks wür­den Vögel töten, und Kühe in der Nähe kei­ne Milch mehr geben.

Als gefahr­los konn­te das ers­te Auto­mo­bil auch des­halb bezeich­net wer­den, weil Unfäl­le tat­säch­lich kaum mög­lich waren: Der Wagen hat­te weni­ger Pfer­de­stär­ken als ein Pferd (0.75 PS) und fuhr etwa 12 km/h. Als gröss­te Gefahr bei den ers­ten Autos ent­pupp­te sich spä­ter das Rau­chen der Besit­zer beim Befül­len der Tanks. 

Benz bewarb das Auto im Text als «voll­stän­di­gen Ersatz für Wagen mit Pfer­den». Es «erspart den Kut­scher, die theu­re Aus­stat­tung, War­tung und Unter­hal­tung der Pferde.»

Doch obwohl der Patent-Motor­wa­gen über die Gren­zen Deutsch­lands bekannt wur­de, blie­ben die rei­chen Käu­fer zunächst skep­tisch und bei ihren Pfer­de­kut­schen. Selbst Kai­ser Wil­helm II. soll gesagt haben, er glau­be an das Pferd, das Auto sei nur eine vor­über­ge­hen­de Erscheinung.

Erfolg dank his­to­ri­scher Akti­on von Ber­tha Benz

Zum Erfolg des Auto­mo­bils trug weni­ger die «klas­si­sche Wer­be­mass­nah­me» Inse­rat bei, als eine küh­ne Akti­on, die zwei Jah­re spä­ter Ber­tha Benz durch­führ­te. Sie woll­te der Welt bewei­sen, was das Auto­mo­bil ihres Man­nes konn­te und unter­nahm ohne sein Wis­sen die ers­te Fern­fahrt der Geschich­te: 106 km über holp­ri­ge Feld­we­ge von Mann­heim nach Pforz­heim. Dabei ging ihr immer wie­der der Treib­stoff aus, die Ven­ti­le ver­stopf­ten und die Kabel scheu­er­ten durch. Doch Ber­tha Benz fand für alles eine Lösung, benutz­te Strumpf­bän­der, Hut­na­del, besorg­te sich Ligro­in, das in Apo­the­ken als Rei­ni­gungs­mit­tel ver­kauft wur­de, und benut­ze es als Treib­stoff. Tank­stel­len gab’s ja noch nicht.

Ihre 100-Kilo­me­ter-Fahrt trug wesent­lich dazu bei, die dama­li­gen Vor­be­hal­te gegen das Auto­mo­bil zu zer­streu­en. 

Vor ein paar Jah­ren wür­dig­te Mer­ce­des-Benz ihre Pio­nier­tat mit einem gross­ar­ti­gen Film. (Agen­tur Anto­ni, Regie Sebas­ti­an Stras­ser). Der 4‑minütige Clip ist wirk­lich sehenswert.

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